Eine Wolfsjagd im Winter des Jahres 1750

(Auszug aus einem Romanmanuskript)

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 Elfriede, die Frau des Schulzen, war verärgert über ihren Ehemann, und wenn sie verärgert war, pflegte sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube zu machen. „Warum lässt du dir das gefallen?“, schimpfte sie. „Bist du nicht Manns genug, dem Kerl seine Grenzen zu zeigen?“ - „Halt endlich dein Schandmaul!“, schimpfte der Schulze zurück und hieb mit der Hand auf den Tisch. „Wer von solchen Dingen nichts versteht, der sollte besser schweigen!“ Der ‚Kerl‘, den die Frau des Schulzen erwähnt hatte, war der Heidereiter Heinrich Reppin, und was ihr Ehemann ‚solche Dinge‘ genannt hatte, das war die Aufforderung zu einer Wolfsjagd gewesen. Zwei Stunden zuvor war der Heidereiter im Dorf erschienen, das erste Mal seit dem Streit um jenes absonderliche Gewächs namens Kartoffel, und prompt hatten sich beide wieder in die Haare gekriegt. „Ein Minister des Königs will Wölfe schießen“, hatte der Heidereiter mit knappen Worten den Grund seines Kommens geschildert. Ein Wunsch, der dem Schulzen völlig gleichgültig gewesen wäre, hätte sein Gegenüber nicht schon im nächsten Atemzug hinzugefügt, dass der Minister dafür natürlich Treiber bräuchte und dass sich Curthschlag mit zwei Treibern an der Jagd zu beteiligen hätte. Die, so hatte er noch hinzugefügt, sich bereits in Kürze auf einer Lichtung nahe dem Dorf Bebersee einzufinden hätten. Wie er sich das denn vorstelle? hatte der Schulze sich daraufhin empört. Sein Dorf sei gerade erst gegründet worden, Seine Majestät, der König höchstselbst, habe es so gewünscht und nun, da sich das Dorf günstig entwickele und jedermann alle Hände voll zu tun habe, nun sollten auf einmal zwei seiner Bewohner abgezogen werden. Solle der Herr Minister sich seine Treiber doch von woanders her holen, aber nicht von hier, nicht aus Curthschlag, diese Forderung könne der Heidereiter getrost vergessen. Worauf ein Wort das andere gegeben hatte und beide Streithähne immer lauter geworden waren, bis der Schulze - schließlich handelte es sich nun mal um einen Befehl von „ganz oben“ - irgendwann eingelenkt hatte. Wo es keinen Spielraum gab, da gab es keinen, also war es sinnvoller, sich - wenn auch zähneknirschend - zu fügen. Worauf seine Ehefrau, die Zeugin dieses Gesprächs geworden war, mit ihrem Schimpfen begonnen hatte und der Unfriede im Schulzenhaus eingekehrt war.

 

 

Und dabei hatten weder der Schulze noch seine Ehefrau Einwände gegen eine Wolfsjagd als solche, ihnen ging es allein um die zu stellenden Treiber. Denn dass Wölfe gejagt und am besten gänzlich ausgerottet werden mussten, dieser Ansicht war jeder. Zwar hatte die Zahl der Wölfe im Vergleich zu früheren Jahrzehnten abgenommen, aber noch längst nicht waren sie verschwunden, und erst im Herbst hatten sie zwischen Curthschlag und Dölln wieder ein Dutzend Schafe gerissen. Der Schäfer war die Nacht über mit ihnen draußen gewesen, mitsamt seinen Hunden, aber dennoch hatten die Wölfe ihr schauriges Mahl gehalten. Eine wahre Orgie in Blut, weit mehr, als die raubgierigen Bestien hatten fressen können. Es war die Lust am Töten, die diesen Tieren wesenseigen war - jeder, der schon einmal mit Wölfen zu tun gehabt hatte, konnte solche Geschichten erzählen. Gleich nach dem damaligen Ereignis war der Gedanke an eine Wolfsjagd entstanden, und nachdem nun auch noch der Minister mit seinem Wunsch nach einer solchen auf den Plan getreten war, nun sollte sie also stattfinden. Das Vorgehen war das übliche: Zunächst hatte man Neuschnee abgewartet, denn nur in frisch gefallenem Schnee ließen sich Wolfsspuren verfolgen; anschließend hatte der Heidereiter den Wolfsjäger unterrichtet, einen hohen Beamten am königlichen Hof in Berlin, worauf dieser die Spuren ebenfalls in Augenschein genommen hatte; und nachdem der Wolfsjäger zu dem Schluss gelangt war, die Jagd könnte erfolgreich sein, hatte er den Minister informiert und für die nächsten Tage eine Jagd angesetzt. Und er hatte dem Heidereiter den Auftrag erteilt, zusammen mit dessen Knechten für die notwendige Anzahl von Treibern zu sorgen. Knapp hundert hielt er aufgrund seiner Erfahrung für angemessen - „aber nicht, dass ihr wieder Frauen und Kinder schickt oder Alte, die kaum noch die Mistgabel halten können!“

 

 

An einem Tag Anfang Februar war es dann schließlich so weit. Da sich in Curthschlag ebenso wie in den anderen Dörfern niemand freiwillig als Treiber gemeldet hatte, war man zum Auslosen gezwungen gewesen. Das erste Los war auf Adam gefallen, worauf Jakob verkündet hatte, man könne auf das zweite verzichten, er würde seinen Freund auf die Wolfsjagd begleiten. Es war ein kalter Morgen, als sie aufbrachen. In der Nacht war frischer Schnee gefallen, und als der Tag heraufdämmerte, hing der Himmel voll bleigrauer Wolken. Beide in ihre wärmsten Kleider gehüllt, mit Fellkappen auf dem Kopf und mit festen Schuhen - Stiefel konnten sich nur die Wohlhabenden leisten - stapften sie durch den Schnee, der unter ihren Tritten knirschte. Adam trug Planen und Stangen für ein Zelt, Jakob hatte sich einen Beutel mit Verpflegung über den Rücken geworfen. Jeder Treiber war verpflichtet, Nahrung für mehrere Tage mitzuführen, außerdem eine Mistgabel, einen Knüppel oder einen Spieß - alles, was sich als Waffe einsetzen ließ. Schusswaffen besaßen sie nicht, ihr Besitz war Bauern strengstens verboten. Jakob und Adam gehörten zu den ersten, die an dem vereinbarten Treffpunkt eintrafen, aber schon bald folgten die nächsten, darunter drei Dutzend Bürger aus Zehdenick und zwanzig aus Templin. Auch einige Frauen waren darunter und drei Kinder, was den Wolfsjäger derart erboste, dass er mehreren von ihnen Fußtritte verpasste. Hatte er nicht deutlich genug ausrichten lassen, tobte er, dass Weiber und Kinder bei dieser Jagd nichts zu suchen hätten? Wie würde er denn nun vor „seiner Exzellenz, dem Herrn Minister“ dastehen, das alles würde auf ihn zurückfallen, aber er hatte es sich ja schon gedacht, dass diese Bauerntölpel wieder Schwierigkeiten machen würden.

 

 

Bald nachdem alle Treiber sich versammelt hatten, fanden sich auch die Wagen vom Jagdschloss in Groß Schönebeck ein, wo das „Wolfszeug“ aufbewahrt wurde. Mehr als ein Dutzend Wagen waren es, jeder von zwei Pferden gezogen und mit Wolfsnetzen beladen und langen Leinen, an denen Stofflappen befestigt waren. Der Minister und seine Begleiter - natürlich wollte er die Freuden der Jagd mit guten Freunden teilen - hielten sich in der Nähe auf und warteten auf die Nachricht, dass die Jagd beginnen konnte. Derweil war der Wolfsjäger mit dem Heidereiter sowie zwei Knechten in der Umgebung unterwegs, um anhand frischer Wolfsspuren die Vorgehensweise für die Treiber zu bestimmen. Wie erwartet, handelte es sich um ein ansehnliches Rudel. Offensichtlich hatten sich wie bei Wölfen üblich mehrere Tiere zusammengeschlossen, um über den Winter bis zur Geburt der Jungen im Frühjahr zusammenzubleiben. Das ganze Rudel würde man schwerlich erlegen können, auf so viel Glück durfte man nicht hoffen. Aber natürlich erwarteten der Minister und seine Begleiter eine eindrucksvolle Strecke. Ein Wunsch, den der Wolfsjäger ihnen nur allzu gern erfüllen würde, hing davon doch seine Stellung bei Hofe ab.

 

Mit der Routine eines Mannes, der bereits zahlreiche Jagden hinter sich hatte, bestimmte der Wolfsjäger die Aufteilung der Treiber in Gruppen. Adam und Jakob gehörten zu einer Gruppe von zehn Männern, die für einen Abschnitt südlich von Bebersee zuständig sein sollte. Doch bevor sie tätig werden konnten, stand noch der Einsatz des Heidereiters an. Mit der Fähigkeit begabt, die Rufe von Wölfen nachahmen zu können, ließ er ein langgezogenes Heulen ertönen - so überzeugend, dass gleich darauf aus einiger Entfernung ein Tier antwortete. Der Heidereiter rief noch einmal, und wieder antwortete ein Wolf und anschließend sogar noch ein zweiter. Wie es schien, hatte der Wolfsjäger das Gebiet für die Jagd richtig bestimmt. Schweigend setzten sich die Treiber in Bewegung und mühten sich durch den Schnee, und obwohl die Luft kalt war und von Osten ein eisiger Wind wehte, begannen sie schon nach kurzer Zeit zu schwitzen. Unter der Anleitung des Heidereiters und seiner Knechte verteilten sie sich in einem weiten Kreis um die Wölfe, spannten Netze und die in kurzen Abständen mit Lappen versehenen Leinen zwischen den Bäumen. Unter den gegebenen Bedingungen keine leichte Arbeit, ganz abgesehen davon, dass die Wölfe jederzeit ausbrechen konnten, bevor der Kreis geschlossen war, womit die ganze Plackerei wieder von vorn beginnen würde. Ein Aufwand, der im Wesentlichen nur dem Jagdvergnügen der hohen Herren diente, galt es doch für jeden Jäger als eine besondere Herausforderung, eines dieser intelligenten, nur sehr schwer zu erlegenden Raubtiere zur Strecke zu bringen.

 

Der Wind wurde stärker, und schließlich begann es von Neuem zu schneien. Dazu ertönte das Heulen der Wölfe bald darauf aus einer anderen Richtung, die Bestätigung, dass sie den Kreis verlassen hatten, bevor er fertig geworden war. Also hieß es, Netze und Leinen von den Bäumen wieder loszubinden und an der anderen Stelle mit einem neuen Kreis zu beginnen. Als der Abend nahte, war jedem klar, dass die Jagd an diesem Tag ohne Erfolg bleiben würde, und so machten sich die Treiber daran, sich für die Nacht einzurichten. Zelte wurden aufgebaut und mit Hilfe von Baumrinde und dürren Zweigen Feuer entfacht, die zwar Licht spendeten, aber nur wenig Wärme. Nächte wie die bevorstehende waren gefürchtet. Immer wieder hatten sich in der Vergangenheit Treiber in solchen Situationen Erfrierungen geholt, und gar nicht so selten waren auch schon welche erfroren. So wie im letzten Winter, als es in einer eiskalten Nacht einen Jungen erwischt hatte. Woran dieser selbst schuld gewesen war, wie der Wolfsjäger vor den versammelten Treibern geflucht hatte, schließlich hatte einer wie der bei einer solchen Unternehmung überhaupt nichts zu suchen. „Wie ich diese verdammten Jagden hasse!“, schimpfte ein Tabakbauer aus Vietmannsdorf, von dem unter der umgehängten Decke nicht mehr zu erkennen war als zwei zusammengekniffene Augen und ein dichter Bart, in dem der Atem zu Eis gefroren war. „Alles auf unsere Kosten, nur damit am Ende ein paar Wölfe die Läufe strecken!“ Wütend spuckte er ins Feuer. „Dabei würden Gruben völlig ausreichen“, sprang ihm ein anderer bei. „Auf jeden Wolf, den sie hier schießen, kommen zehn, die in Gruben landen.“  Der neben ihm Sitzende nickte: „Das stimmt, nur würden die hohen Herren sich wohl kaum damit zufrieden geben, Meister Isegrim anschließend aus der Grube zu holen. Nein, die wollen ihren Spaß haben. Schießen wollen sie die Bestien. Was das für uns bedeutet, ist denen doch völlig gleichgültig. Ich hab’ mal eins von deren Zelten gesehen, die sehen anders aus als unsere, das könnt ihr mir glauben. Und gegen die Kälte haben sie warme Felle, unter denen möchte man’s schon aushalten.“ - „Und am nächsten Morgen gibt’s erst mal eine gute Mahlzeit“, spann Jakob den Faden weiter und zog die Decke, die ihm Clara mitgegeben hatte, noch enger um sich.

 

 

Aus dem Dunkel drangen Geräusche zu ihnen herüber, vielleicht ein Ast, der unter der Schneelast abgebrochen war, vielleicht auch ein Reh oder ein Hirsch oder ein anderes Tier. „Unsere Elsa hat mir kürzlich eine Wolfsgeschichte aus ihrer Heimat erzählt“, sagte Jakob. Ein erwartungsvolles „Und?“ aus mehreren Kehlen antwortete ihm. „Eine Frau wollte ihren Bruder in der Stadt besuchen. Gleich beim ersten Tageslicht hatte sie sich auf den Weg gemacht, und als sie ein kurzes Stück gegangen war, verspürte sie auf einmal einen Druck und wollte sich erleichtern. Sie ging ein paar Schritte vom Weg ab, als plötzlich der Boden unter ihr nachgab und sie in eine Wolfsgrube fiel. Verletzt hat sie sich nicht, obwohl solche Gruben ja recht tief sind. Allerdings“ - Jakob ließ einen Moment verstreichen, um die Wirkung seiner Geschichte zu erhöhen - „als sie wieder aufstand, da hörte sie auf einmal ein Knurren in der Grube.“ - „Ein Wolf?“, entfuhr es einem. - „Jawohl, ein Wolf. Ein junger zum Glück. Er war nur ein paar Schritte entfernt von ihr und knurrte.“ Gespannt starrten alle Anwesenden ihn an, und für einen Augenblick war sogar die Kälte vergessen. „Hat er sie …?“, wollten zwei gleichzeitig wissen. „Nein, denn sie hat ihm ein Ständchen gebracht. Sie hatte einen Kochtopf und eine Sichel dabei, die Sachen wollte sie ihrem Bruder bringen. Aber jetzt erwies sich beides erst mal als ein gutes Instrument. Sie hat mit der Sichel auf dem Kessel herumgetrommelt, hat mir unsere Elsa erzählt, worauf sich der Wolf in eine Ecke zurückgezogen hat. Wenn er dann wieder zu knurren anfing,  hat sie getrommelt, die ganze Zeit über.“ - „Und ist sie aus der Grube rausgekommen?“, wollte einer wissen. „Irgendwann kamen ihr zwei wandernde Müllergesellen zu Hilfe“, antwortete Jakob. „Die hatten den Lärm gehört und haben sie aus der Grube gezogen.“ Beeindruckt schwiegen alle, und jeder versuchte, sich die Situation vorzustellen. Dann ergriff ein anderer das Wort: „Ich kenne eine ähnliche Geschichte ..“, begann er. Und als er fertig war, hatten auch die übrigen noch etwas zu berichten. An Schlaf war angesichts der Kälte ohnehin kaum zu denken, und so zog sich das Erzählen immer weiter hin.

 

 

Ein Hornsignal kurz nach Sonnenaufgang war das Zeichen, dass die Jagd fortgesetzt wurde. Abermals ließ der Heidereiter sein wölfisches Heulen ertönen, und abermals kam eine Antwort, diesmal noch näher als am Vortag. Die Heideknechte, die von dem Wolfsjäger neue Anweisungen erhalten hatten, drängten die Treiber zur Eile. Erneut wurden Netze und Leinen durch den Schnee geschleppt und an Bäumen befestigt, und wie es den Anschein hatte, befanden sich die Wölfe diesmal tatsächlich im Kreis. Nun traten auch der Minister und seine Begleiter auf den Plan. Nachdem sie von ihren Pferden abgesessen waren, liefen sie zu Fuß durch den Wald, jeder mit einem Gewehr und mit reichlich Pulver und Blei bewaffnet und fest entschlossen, es den Wölfen zu zeigen. Doch wieder waren die Tiere plötzlich ausgebrochen. Wo es eine Lücke in dem Kreis gegeben hatte, ließ sich nicht mehr feststellen, aber offenbar hatte eine Treibergruppe bei der Arbeit geschlampt. Der Wolfsjäger tobte vor Wut und zweifellos auch der Minister, obwohl die Treiber von dessen Wut nichts mitbekamen, hatten sich die hohen Herren nach der Panne doch umgehend in die Annehmlichkeit ihrer Zelte zurückgezogen. 

 

 

Zwei erfolglose Tage. Schließlich  dämmerte der dritte herauf, nicht ganz so kalt wie die vorherigen, dafür aber schneereicher, was das Laufen im Wald noch anstrengender machte. Längst war die Kleidung der Treiber durchnässt, ihre Vorräte drohten zu Ende zu gehen, und obwohl jeder von ihnen harte Arbeit gewohnt war, begannen die Kräfte zu schwinden. Doch offenbar hatte der Minister dem Wolfsjäger kräftig zugesetzt, denn dieser trieb die Treiber noch entschiedener an als an den Vortagen und drohte ihnen, sollten die hohen Herren diesmal nicht zum Schuss kommen, würde er sie das spüren lassen. Erneut wurde der Kreis bestimmt, wurden Netze und Leinen gespannt, und abermals erschien der Minister mit seinen Begleitern. Und diesmal war das Jagdglück dann auch endlich auf ihrer Seite, denn tatsächlich befand sich das gesamte Rudel im Kreis. Es war früh am Nachmittag, als der erste Schuss fiel, und gleich darauf dröhnten weitere Schüsse durch den Wald. In schnellem Lauf hetzten die Wölfe der Begrenzung des Kreises entgegen, die sie allerdings erst als solche erkannten, als sie schon fast gegen die im Wind hin- und herflatternden Lappen stießen. Irritiert hielten sie inne. Gleich darauf streckte ein Schuss den ersten von ihnen nieder, und die anderen stoben in die entgegengesetzte Richtung davon. Ein Wolf, der in eines der Netze geraten war und nun verzweifelt sich daraus zu befreien versuchte, diente einem der Jäger als ein willkommenes Ziel, doch führten die hektischen Bewegungen des Tieres dazu, dass erst der dritte Schuss sein Leben beendete. Zur selben Zeit landete der Minister einen Treffer - eine Wölfin in gestrecktem Lauf, die wie von einem Hammer gefällt zu Boden ging. Ein Schuss, der in der erlauchten Gesellschaft des Berliner Hofs zweifellos ein Gesprächsthema sein würde. Wenig später verendete eine weitere Wölfin unter einer Kugel. Ein Jungwolf, der in ihrer Nähe blieb, wäre selbst für die Treiber eine leichte Beute gewesen, aber keiner von ihnen hätte es gewagt, ihn den hohen Herrschaften zu nehmen. Wieder war es der Minister, der den Wolf - mit zwei Schüssen - erlegte. Äußerst zufrieden sah er danach aus, und äußerst zufrieden wirkten auch der Wolfsjäger und der Heidereiter, hatten sie mit dem erfolgreichen Ausgang der Jagd doch die in sie gesetzten Erwartungen voll erfüllt.

 

Eine knappe Stunde nach dem Beginn des Schießens war die Jagd zu Ende, und die hohen Herrschaften samt Wolfsjäger machten sich auf den Rückweg nach Berlin. Abgeschnittene Pfoten sollten als Beweis für ihren Jagderfolg dienen. Für die Treiber begann nun das Aufräumen. Sie zogen den Wölfen das Fell ab, legten Netze und Leinen zusammen und verstauten sie auf den Wagen, die sie in ihr Depot zurückbringen würden. Der Heidereiter zahlte den Treibern wie es üblich war ihren bescheidenen Lohn aus. Erschöpft und durchnässt begaben sich diese anschließend auf den Weg zu ihren Familien. Jakob und Adam wanderten ihrem Dorf entgegen, schweigend, da keiner mehr die Kraft zum Reden hatte. Als sie Curthschlag erreichten und die Kinder ihnen entgegenrannten und die Erwachsenen sie mit neugierigen Fragen bestürmten, winkten sie ab. Selbst den Schulzen ließen sie ohne Antworten. Gleich darauf waren sie in ihren Häusern verschwunden.