Aufzeichnungen von Friedrich Schönfeld zur Ortschronik von Groß Dölln

Unser Dorf, ursprünglich Döllen genannt, stammt aus der Zeit des Königs Friedich II. des "Großen", der nach dem Siebenjährigen Krieg viele Dörfer neu gegründet hat. Als wirklicher Landesvater war der "Alte Fritz", wie der König im Volksmund genannt wurde, um das Wohl seines Landes und seiner Untertanen bedacht und bemüht, den  armen Existenzlosen Wohnung und Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, damit sie ein bescheidenes friedliches Dasein führen konnten. Der Komplex von Döllen war früher nur Waldung, inmitten dessen sich eine Glashütte behauptete. Der König entsandte ungefähr 1748 einige Pfälzerfamilien und siedelte sie hier an. Er ließ durch Abholzung größere Flächen Raum zur Errichtung von Wohngebäuden und Stallungen sowie das dazu erforderliche Bauholz schaffen; und gab ihnen Land und Wiesen zur Herstellung von Bauernhöfen. Ferner erhielten sie verschiedene Vergünstigungen wie Weideberechtigung und Holzentnahme aus der Heide, Steuerfreiheit und dergleichen. Dagegen waren sie verpflichtet, im Walde Holz zu fällen und es nach den Ablagen zu fahren, von wo mehrere Stämme zu einem Floß vereinigt und von Flößern weiter verflößt wurden. Auch hier am Döllnfließ war solche Ablage geschaffen, und konnte man bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das Flößen im Döllnfließ bis zur Havel beobachten.

Von den angesiedelten Bauern wurde einer zum Schulzen ernannt, welcher als Oberhaupt der Gemeinde für Ruhe und Ordnung zu sorgen hatte und dessen Anordnungen streng zu respektieren waren.

In seelsorgerischer Hinsicht wurde bald ein Kirchlein und danach ein 

Küster-Schulhaus errichtet. Als erster Pfarrer wurde uns Salbsius genannt. Als langjähriger Lehrer und Küster war Kühne bekannt. Auch für Durchwanderer wurde in späterer Zeit durch Errichtung eines Dorfkruges (Gaststätte) gesorgt, und entstand im Laufe der Jahre auch ein Gut. Als letzter Gutsherr war Freiherr von der Lanke bekannt.

Durch Zuzug und reichliche Geburtenzunahme vergrößerte sich unser Ort zusehends, und es erscheint fast unglaublich, dass um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Einwohnerzahl auf ca. 1.000 gestiegen war. Eine Familie mit 8 bis 10 Kindern und mehr war keine Seltenheit, und auch nur so lässt sich die rapide Bevölkerungszunahme erklären. Als im Jahre 1806 der Kaiser Napoleon von Frankreich Preußen unterjocht hatte, blieb auch unser Dörfchen nicht unbehelligt. Außer größeren Kriegslasten mussten auch unsere Ortseinwohner Vieh, Nahrungs- und Futtermittel opfern. Von Gewalttätigkeiten blieb unser Ort verschont. Und trotzdem waren die Gemüter, besonders die der Frauen und Kinder sehr beunruhigt unter der Fremdherrschaft. 

Das Verkehrswesen lag in unserer Gegend noch in finsterer Zukunft. Nahrungs- und Futtermittel, die zum Verkauf nach Berlin gebracht wurden, konnten nur mit Achswagen auf sandigen Wegen befördert werden. Diese Transporte mit Pferden und Ochsen gingen nur sehr langsam vonstatten. Darum kam man auf den guten Gedanken, von der uckermärkischen Hauptstadt Prenzlau nach Berlin eine Provinzialchaussee zu bauen. Dieser Bau wurde auch über Templin



und Döllen geplant. Gegen die Durchführung dieses von den Ortseingesessenen freudig begrüßten Planes erhob der damalige Gutsbesitzer Ökonomiekommissar Leist Einspruch, mit der Begründung, dass unser Ort dann von vielen Landstreichern heimgesucht würde, und da Polizei und Gendarmerie hier nicht stationiert waren, die Sicherheit des Ortes gefährdet wäre. Mit diesen naiven Ausführungen gelang es dem seinerzeit Gewaltigsten unseres Ortes, Herrn Leist, das Projekt dahin zu ändern, dass unser Ort umgangen und die Chaussee über Milmersdorf, Gollin, Döllnkrug und Groß Schönebeck geleitet wurde und wir im Sande stecken blieben. Dass bei diesem Einspruch nur kleine Nachteile gegen wesentliche Vorteile bedacht wurden, ist sehr bedauerlich. Hätten wir, falls dieses unterblieben wäre, zur Hebung des Verkehrswesens unseres Ortes seit 1833 die Provinzialchaussee gehabt. Dies wäre auch um so freudiger zu begrüßen, als in den späteren Jahren ein Omnibusverkehr von Templin über Milmersdorf und Döllnkrug nach Berlin eingerichtet wurde und dieser von vielen seinerzeit hier vorhandenen Viehhändlern zu ihren Geschäftsreisen benutzt wurde. Der 5 km weite Weg nach Döllnkrug wäre ihnen erspart geblieben. Über die mangelhaften Verkehrsverhältnisse hörte man von den Vätern, dass Viehhändler zu Fuß nach Russland gegangen sind, dort Schweine kauften und mit einigen Posten Schweinen nach Haus getrieben sind. In der Regel waren für jeden Posten zwei Viehhändler mit je einem Hund tätig. Dies waren jedenfalls unglaubliche 

Strapazen, mussten aber, um Geld zu verdienen, getan werden, da man damals an Eisenbahnen noch nicht dachte. In ähnlicher Weise erzählte man, dass ein alter Mann namens Vehris Reisigbesen band und sie mit einer einräderigen Schiebekarre nach Berlin brachte und sie dort verkaufte. Das Stück kostete einen Dreier (3 Pf.). Hocherfreut ob seines guten Geschäfts zählte er auf der Heimreise seine Einnahme und rief aus: "Berlin, Berlin, noch een paar Mol so, dann bist du mien!"

Im Jahre 1843 wurde Döllen von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht, wodurch ca. die Hälfte der Wohnhäuser und Stallungen und besonders die Hüttenreihe einschließlich Schule und Kirche in Schutt und Asche gelegt wurden. Da die Häuser mit Stroh gedeckt und fast gar nicht räumlich voneinander getrennt waren, griff das Feuer rapide um sich, sprang von einer Besitzung zur anderen über, so dass die Feuerwehren dem furchtbaren Element nicht Herr wurden. Die obdachlosen Familien mussten mit Verwandten, Bekannten und Nachbarn zusammenziehen. Zur Errichtung neuer Häuser erhielten die Obdachlosen das erforderliche Holz aus der Staatsforst, und wurde mit dem Bau neuer Wohnungen und Stallungen eifrig begonnen. Die neuen Häuser erhielten Ziegeldächer. Da, wie schon erwähnt, das Schulhaus auch mit abgebrannt war, mussten die Kinder einstweilen nach dem benachbarten Ort Groß Väter zur Schule gehen. Später wurde das Schulze-Schäfersche Haus als Notschule ausgebaut, so dass die Kinder wieder im eigenen Ort



Unterricht erhielten. Nachdem unser Ort sozusagen neu erstanden war, wurde auch zum Bau einer neuen Kirche gerüstet und zunächst der der alten Kirche umrahmte Friedhof eingeebnet. Ein neuer Friedhof war bereits am südlichen Ausgange des Dorfes angelegt. Wegen der stattlichen Größe der Kirche und der enormen Höhe des Turmes dauerte der Bau längere Zeit und wurde 1848 fertiggestellt. Hierzu hatte König Friedrich Wilhelm IV. die großen Bogenfenster und das Geläut gestiftet. Eine Orgel wurde erst später durch die opferwillige Gemeinde beschafft. 1846 etwa, als das Gut aufgelöst wurde, wurde das Gutshaus von der Regierung für 3.000 Taler angekauft und als Schulhaus ausgebaut. Die Ländereien wurden verparzelliert.

Im Jahre 1848 brach bekanntlich die Revolution aus, zu deren Bekämpfung auch Männer unseres Ortes zur Fahne eilen mussten. Todesopfer waren in unserer Gemeinde erfreulicherweise nicht zu beklagen. Nur eine bittere Not und üble Teuerung machten sich bemerkbar. Der Scheffel Roggen kostete 8 Taler (24 Mark), zur damaligen Zeit für gewöhnliche Sterbliche eine unerschwingliche Summe. Und dennoch waren einige, die mit Karren nach Joachimsthal fuhren, um Mehl zu holen und dann Brot backen konnten, um den Hunger zu stillen.

Das Postwesen in unserem Ort lag bisher noch sehr zurück. Als erste  primitive Post ist ein alter Mann namens Malingriaux bekannt. Er lief jeden Sonnabend nach Zehdenick, lieferte die hier angesammelten Briefe auf dem Postamt ab und nahm die für Dölln bestimmten 

Postsachen in Empfang, um sie hier dem Empfänger auszuhändigen. Für jede mitgenommene oder mitgebrachte Sendung erhielt er einen Silbergroschen. Dass seine Einnahme bei dem sehr seltenen Briefwechsel nur eine sehr geringe war, ist wohl selbstverständlich. Später wurde unser Ort eine Zeitlang postalisch von Groß Schönebeck betreut; und mit ihm die umliegenden Dörfer Groß Väter, Bebersee, Dusterlake, Grunewald und Kurtschlag. Immerhin für den alten Herrn, der dies täglich besorgte, eine recht große Strapaze. Und wieder später wurde unsere Botenpost von Zehdenick über Wesendorf, Cappe nach hier und Umgegend geleitet, bis endlich im Jahre 1864 Groß Dölln eine selbständige Postexpedition erhielt. Zum Postexpedienten wurde der damalige Kreisschulze Schäfer und zum Postgehilfen sein Sohn Albert Schäfer ernannt. Da nach einigen Jahren in dem Hause das Amtsgeheimnis nicht gewahrt wurde, welches für den Postgehilfen noch üble Folgen hatte, so wurde die Postexpedition in eine Postagentur umgewandelt und dem Altsitzer Friedrich Wendt übertragen. Dieser alte Herr war dem Amt aber nicht mehr gewachsen, und wanderte die Postagentur alsbald ins Schulhaus zum Lehrer Warmuth über. Auch dessen Wirken als Postagent war nur kurze Zeit, da er von hier versetzt wurde. Der Büdner und Viehhändler Friedrich Schönfeld, welcher die Handelsstrapazen nicht mehr aushalten konnte und sich zur Ruhe setzen wollte, wurde überredet, die Postagentur zu übernehmen. So geschah es denn auch am 1. Oktober 1874. Bis Ende März 1908 verwaltete er sie pflichtgemäß, dann wurde sie seinem Sohn 



Friedrich übertragen. Bis zum Jahr 1945 verwaltete nun Friedrich Schönfeld die Postagentur, dann wurde sie, da der Betrieb durch den Zweiten Weltkrieg enorm zunahm, zum Zweigpostamt erklärt. Bis 1945 war Vorgenannter dann als Zweigpostamtsvorsteher tätig. 

Die Jahre 1864, 1866, 1870/71 brachten Preußen Kriege, und mussten sich auch die Männer unseres Ortes zum Heeresdienst zur Verfügung stellen. Leider sind in allen Kriegen Todesopfer zu beklagen. Mit dem Eisernen Kreuz geschmückt kehrte der Viehhändler Georg Schläfke zurück, welcher auch später langjähriger Hauptmann des hiesigen Kriegervereins war.

Nun begannen die sogenannten Gründerjahre, wo das Volk zum Wohlstand gelangte; selbstverständlich soweit die Leute strebsam waren. Während von den vielen Viehhändlern sich einige Haus und Hof erwarben, gab es auch andere, die über ihre Verhältnisse lebten, bald ihr kleines Vermögen aufbrauchten. Gegründet wurden damals folgende Vereine: ein Landwehr-, ein Arbeiter-, ein Schiffer-, zwei Sänger- und ein Schützenverein. Der damalige Lehrer Dettloff stand der Gründung dieser Vereine sehr wohlwollend gegenüber und war eifrig bemüht, jedem Verein eine Fahne zu besorgen. Der Schützenverein erbaute sich außerdem gegenüber von Punzkuhl ein stattliches Schützenhaus mit Schießstand. Punzkuhl ist ein Luch im Forstbezirk Groß Väter, von dem die Sage besteht, dass dort ein Schloss untergegangen sei und die Besitzerin, die "Klingelmarie", noch umhergeistert. Ein junger Viehhändler, der seinerzeit die Strecke Döllnkrug - Groß Dölln passierte, berichtete, er habe etwas 

läuten hören, und es kann nichts anderes sein, als dass "Klingelmarie war hinner mie". Darauf legte er sich hin und starb. Auf dem vorerwähnten Schützenplatz am Schützenhause wurde bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 alljährlich am 2. Pfingstfeiertag das Schützenfest gefeiert, wobei die Schützen in prächtigen Schützenanzügen, mit geschultertem Gewehr, Musik und der Vereinsfahne voran zunächst einen Ummarsch im ganzen Dorf ausführten, um dann zu ihrem Schießplatz zu marschieren und dort den Schützenkönig festzustellen. Dieser Tag wurde hier ein regelrechtes Volksfest, da sich alle Dorfbewohner daran beteiligten. Getränke, warme Würstchen, Leckereien gab es auf dem Festplatze, auch gab es Würfelbuden etc., so dass für Groß und Klein gesorgt war. Wer beim Königsschießen die Königswürde erhielt, wurde mit der Königskette geschmückt, desgleichen auch der I. und II. Ritter. Nach gemeinsamem Einmarsch am Abend begab sich die Schützengilde ins Vereinshaus Pastorino, wo dann ein gemeinsames Fischessen stattfand. Nach Beendigung desselben spielte die Musik zum fröhlichen Tanze auf. Bis zum frühen Morgen konnte man sich beim Tanz belustigen, und blieb dies vielen in guter Erinnerung. Im Gegensatz zu diesen freudigen Erinnerungen ist aus den 1860er Jahren eine tragische Bluttat bekannt. Ein hiesiger Arbeiter namens Maass erschoss in brutaler Weise seine Frau. Nach der Tat sprang er durch das Fenster seiner Oberwohnung und floh in den nahen Wald, wo er verhaftet und dem Gericht Zehdenick zugeführt wurde. Bei der Obduktion seiner Frau musste er zugegen sein, und hatte er da Zeit, 



über seine furchtbare Tat nachzudenken. Jedoch machte er, ehe sein Urteil gefällt wurde, im Gefängnis durch Erhängen seinem Leben ein Ende. Die unversorgten Kinder wurden fremden hilfsbereiten Familien übergeben. Maass hatte sich mit diesem Vorhaben schon wochenlang vorher herumgetragen und die Frau mit Erschießen bedroht. Sie begab sich wiederholt zum damaligen Schulzen Schäfer und bat ihn als Ortsobrigkeit, dem Manne das Gewehr abnehmen zu lassen. Dieser aber versagte und entgegnete: "Frau, lass sie sich doch erst totschießen", natürlich nur in der Annahme, dass es bei der Drohung des Mannes bleiben würde.

1870 setzte eine zweite große Feuersbrunst ein, welche den restlichen Teil der alten Gebäude in Asche legte. Der Verlauf des Feuers gestaltete sich wie beim ersten Ortsbrand, und setzte zur Beseitigung der Obdachlosigkeit alsbald eine rege Bautätigkeit ein, nach deren Beendigung ein schmuckes Dorf entstand.

Im Jahre 1874, als das Personenstandsgesetz in Kraft trat, erhielt Groß Dölln einen selbständigen Standesamtsbezirk. Ihm wurden die Orte Groß Väter, Bebersee und Grunewald angegliedert. Zum Standesbeamten wurde der damalige Kreisschulze Schäfer ernannt. Zur gleichen Zeit trat auch das Preußische Polizeigesetz in Kraft, und wurde aus den vorerwähnten Gemeinden, einschließlich der Oberförsterei Reiersdorf, ein Amtsbezirk gebildet, welcher die Bezeichnung "Amt Reiersdorf" erhielt. Zum Amtsvorsteher wurde der damalige Oberförster Euen ernannt.

In unserem Gemeindehaus wurde ein Zimmer als Amtsgefängnis 

ausgebaut. Als erster Amtsdiener ist mir der Arbeiter Wilhelm Henselin bekannt. Er hatte die Pflicht, jeden Mittwoch und Sonnabend nach Reiersdorf zu gehen, Vorladungen, Strafmandate und dergleichen zu bestellen, Strafgelder nötigenfalls executiv einzuziehen und Arreststrafen zu verhängen; indem er die vom Amtsvorsteher Bestraften, soweit sie nicht die Strafe bezahlen konnten, ins Amtsgefängnis einlieferte. Er verpflegte sie, entließ sie wieder und berichtete hierüber dem Amtsvorsteher. Auch hatte er in öfteren Fällen Vagabunden, die von Gendarmen ergriffen und festgenommen waren, nach Zehdenick zu transportieren, wobei er in voller Amtsuniform mit Seitengewehr erschien.

Der 1. August 1877 war ein Unglückstag. Gegen Mittag verfinsterte sich der Horizont, und ein furchtbares Unwetter setzte ein. Regen ergoss sich in Strömen, und der Hagel prasselte hernieder und zertrümmerte viele Fensterscheiben. Ein entsetzlicher Sturm folgte, der sich zum Orkan steigerte, Bäume entwurzelte und die Zäune zerbrach. Als der Orkan vorüber war und die totale Finsternis verschwand, bot sich ein trauriges Straßenbild. Viele der schönen prächtigen Linden lagen mit den zerbrochenen Zäunen über der Dorfstraße. Der Verkehr war vollkommen gesperrt, und musste jeder Arbeitsfähige schleunigst zur Aufräumung schreiten, damit die Verkehrsstraßen wieder freigelegt wurden. In den Obstgärten und in der Heide hatte der Sturm großen Schaden angerichtet. Große Bäume waren wie Streichhölzer umgeknickt, und dankten die Schäfer, die mit ihrer Herden in der Heide waren, Gott, dass sie 



gesund herausgekommen waren. Als Opfer an Vieh war eine Kuh zu verzeichnen. An Gebäudeschäden waren außer der umgeworfenen Windmühle und abgedeckten Dächern nur zertrümmerte Fensterscheiben wahrnehmbar.

1878 erhielt unsere Postagentur einen Fernsprechanschluss von Zehdenick. Da seinerzeit hier viele Handelsleute, besonders Viehhändler, wohnhaft waren, so war dieses Projekt nicht nur ein reger Wunsch, sondern auch ein wahres Bedürfnis für dieselben. Da sie durch Übernahme der Kosten für die Telegraphenstangen in opferfreudiger Weise für diesen Bau beitrugen. Unsere Leitung war eine der ersten Fernsprechanschlüsse, welche das platte Land erfreute, und fehlte nicht viel daran, so wäre diese Freude durch den damaligen Schulzen Schäfer vereitelt worden. Er protestierte gegen das Bauvorhaben mit der lächerlichen Begründung, die Telegraphenstangen würden vom Sturm umgeworfen auf die Felder fallen und die Ernten wesentlich vernichten. Der Bau wurde ausgeführt und die zugesprochenen Depeschen von den Kindern des Postagenten im Orte und von besonderen Boten in die Nachbarorte getragen. Dies war für die damalige Zeit eine freudige Errungenschaft.

Im Jahre 1880 verstarb der über fünfzig Jahre amtierende und in weiter Umgegend bekannte Kreisschulze und Standesbeamte Bauerngutsbesitzer Schäfer und wurde mit einem außergewöhnlich großen Leichengefolge zur Ruhe bestattet. Wegen seines langjährigen Wirkens als Schulze wurde er mit dem Titel  

Kreisschulze bedacht und mit der Verdienstmedaille dekoriert. Zum Nachfolger wurde der Postagent Schönfeld gewählt. Die Umbenennung vom Schulzen zum Gemeindevorsteher erfolgte. Bald darauf wurde Friedrich Schönfeld vom Oberregierungspräsidenten zum Standesbeamten ernannt.

Der Besitznachfolger Albert Schäfer stellte Anspruch auf die von der Familie Schäfer bisher bewirtschafteten Gemeindeländereien, mit der Begründung, dass sein Vater als Lehnschulze anzusprechen war. Der Anspruch wurde aber von der Verwaltungsbehörde als unbegründet zurückgewiesen. Diese und so verschiedene andere Unliebsamkeiten musste der neue Gemeindevorsteher in seiner ersten Amtszeit durchkämpfen, und schien das Jahr 1880 auch ganz dazu angetan zu sein, ihm Verdruss zu bringen. Da der Gemeindevorsteher auch gleichzeitig Führer der Pflichtfeuerwehr war, so musste er bei Bränden der Erste und Letzte sein. Die Gewitter, welche früher viel öfter und gewaltiger heraufzogen, versetzten die Leute in Furcht und Schrecken und währten manchmal Tag und Nacht ohne wesentliche Unterbrechung. So geschah es in einer Nacht, als sich wieder ein starkes Gewitter entlud, dass ein Blitzstrahl die Windmühle entzündete und diese folgedessen niederbrannte. In der nächsten Nacht ging das Tagelöhnerhaus des Bauerngutsbesitzers Albert Schäfer in Flammen auf. Die Entstehungsursache blieb ungeklärt. Auch in der darauf folgenden Nacht wiederholte sich ein solch unliebsames Element, wodurch das Viehhändler-Haasesche Haus niederbrannte. Hier vermutete man 



Brandstiftung, jedoch fehlte es an Beweismaterial. Das waren drei schwere Nächte, in welchen der Gemeindevorsteher seines Amtes walten musste und so mit seiner Gemeinde nicht zur Ruhe kam. Als keine Weiterverbreitungsgefahr bestand, wollte er sich zur Ruhe begeben. Doch diese währte nicht lange, schon am Nachmittag läutete wiederum die Sturmglocke und siehe, die Scheune und Stallgebäude des Kruggrundstückes Leist standen in hellen Flammen.  Eine Menge Schafe sowie verschiedene Rinder, die man versucht hatte zu retten, rannten ins Feuer zurück und wurden ein Raub der Flammen. Selbst das Dienstpferd des berittenen Gendarmen aus Templin, welches wegen dieser wiederholten Brände nach hier kommandiert wurde und im Dorf patrouillierte, kam im Feuer um. Man vermutete auch hier Brandstiftung, verhaftete auch ein kleines Männchen mit einem langen Bart, ließ es aber nach mehrwöchiger Untersuchung mangelns genügender Beweise frei. Danach blieb unser Dorf mehrere Jahre von Bränden verschont. Ein Fußgendarm wurde nun hier stationiert, wodurch ein zweiter Briefträger eingestellt wurde. Diese Neuerung wurde von den Döllnern freudig begrüßt, da sie als beschränkte Verkehrsverbindung galt und mancher die 16 km entfernte Strecke nach Zehdenick mitfahren konnte.

Die Jahre 1881 bis 1885 verliefen ohne nennenswerte Ereignisse. Dennoch ist zu bemerken, dass sich während dieser Zeit die Separation zum größten Teil abspielte und mit gutem Erfolg endete. Während in früherer Zeit die meisten Äcker und Wiesen der Besitzer 

in kleine Flächen zerteilt waren und ein einheitliches Bewirtschaften unmöglich machten, wurde durch die jahrelange Separationsarbeit erzielt, dass jeder Besitzer seinen Acker und seine Wiese in räumlichem Zusammenhange bekam. Welcher Zeitaufwand durch die Zusammenlegung der Ländereien erspart wurde, lässt sich gar nicht beschreiben. Das Jahr 1886 brachte besonders der ärmeren Bevölkerung eine wesentliche Erleichterung durch ein Gesetz, welches besagte, dass die Erhebung des Schulgeldes von den Eltern aufgehoben wurde. Bisher musste für jedes Schulkind ein monatliches Schulgeld von den Eltern gezahlt werden, und war es für manchen Familienvater, der vielleicht fünf oder mehr Kinder zur Schule schickte, eine besondere Härte, das Schulgeld neben dem Nachtwächtergeld und sonstigen Erhebungen zu erschwingen. Nur in besonderen Fällen konnte eine Ermäßigung für das 4., 5. oder 6. Schulkind erfolgen. Fortan wurde das Schulgeld aus der Gemeindekasse gezahlt.

1889 wurde die Eisenbahn von Löwenberg über Zehdenick, Neuhof, Vogelsang nach Templin erbaut. Hierdurch war einem Verkehrsbedürfnis auch für unseren Ort in weitestem Maße Rechnung getragen. War nun die nächste Bahnstation nach Vogelsang nur 13 km von hier entfernt, und konnte man an jedem Dienstagnachmittag die vielen Handelsleute beobachten, die gemeinsam nach Vogelsang liefen und mit dem nächsten Zug nach Berlin fuhren, um am nächsten Morgen früh auf dem Viehmarkt Rummelsburg ihre Handelsgeschäfte zu beginnen. Das daselbst erworbene Vieh, 



meistens Läuferschweine, wurde gewöhnlich in den nächsten 3 Tagen auf ihren "Trödelstrichen" verhandelt und kehrten sie am Sonnabend über Vogelsang wieder heim. Der bisherige langweilige Omnibusverkehr über Döllnkrug wurde eingestellt. Durch diesen Bahnbau wurde man darauf aufmerksam, dass in dem Gelände bei Zehdenick ein großer Bodenschatz, und zwar guter Ton, in reichlichem Maße vorhanden war. Es entstand dann eine Ziegelei nach der anderen, die viele Millionen Mauersteine herstellten. Durch dies neue Unternehmen bzw. diesen neuen Industriezweig vergrößerte sich die Havelstadt Zehdenick zusehends, und konnte man täglich Schiffe mit Mauersteinen vollbeladen auf der Havel in Richtung Berlin beobachten. Auch unserem Orte blieben die Vorteile des neuen Industriezweiges nicht vorenthalten. Viele hiesige Arbeiter, die sich bislang um Arbeit sorgten, gingen jeden Montag nach Zehdenick, arbeiteten in den Ziegeleien, um Sonnabendnachmittags mit ihrem Lohn in der Tasche zu ihrer Familie zurückzukehren. Für die Unterkunft während der Woche war durch Errichtung von Arbeiterkasernen gesorgt. Auch fehlte es nicht an Kantinen, wo sich die Arbeiter ihre Nahrungsmittel und Erfrischungen kaufen konnten. Außerdem hatte unser Ort einen wesentlichen Vorteil in baulicher Hinsicht, da man daselbst seinen Steinbedarf bequem, reichlich und preiswert decken konnte. 

Das Jahr 1890 brachte der armen Bevölkerung eine segensreiche Einrichtung durch das Invaliden-Versicherungs-Gesetz. Während sich früher die Verarmten ihr Brot im Reihenzuge, d.h. sie gingen mit 

einem Kober umgehängt von einer Familie zur anderen, erbetteln mussten, erhielten sie bei Erfüllung ihrer Anwartschaft eine Altersrente bei Vollendung ihres 70., später 65. Lebensjahres. Diese Anwartschaft war erfüllt, wenn sie eine gewisse Anzahl von Invalidenkarten mit Invalidenmarken vollgeklebt hatten, die gewissermaßen ihre Arbeitsleistung bestätigten. Zu den ersten Renten brauchten die Antragsteller nur Arbeitsbescheinigungen vorzulegen, und wurde auf Grund deren die Rente festgelegt. War diese Rente auch anfangs sehr gering, sie betrug in der Regel 12,50 RM, so waren die Ärmsten doch vor der größten Not geschützt, und empfanden es dankbar, dass sie nicht den Reihenzug anzutreten brauchten.

1891 wurde unsere umliegende Waldung, die jetzige Schorfheide, zum Königlichen Hofjagdamt erklärt. Die Weideberechtigung, wonach unsere Kühe und Schafe im Wald weiden konnten, wurde aufgehoben. Die Besitzer wurden durch Erhalt des "neuen Landes" abgefunden. Das Hofjagdamt wurde umzäunt, damit das Wild nicht austreten konnte. So nachhaltig sich die Aufhebung der Weideberechtigung auch erwies, so wurde sie durch die Umzäunung des Waldes doch ausgeglichen. Der Wildschaden auf der Feldmark war vorher enorm, und war der Wildschaden sehr vermindert. Um die Ernte vor dem Wilde zu schützen, waren die Besitzer gezwungen, die Felder selbst zu bewachen, wobei sie nachts Feuer machten, um das Wild fernzuhalten. Diesem Übelstande war nun abgeholfen. Das Wild im Hofjagdamt wurde nun in großzügiger Weise gepflegt. Alljährlich 



zur Brunftzeit kam der Kaiser zum Jagdschloss Hubertusstock, um von dort aus im hiesigen Wald zu pirschen und den schönsten Bock zu erlegen.

1892/93 wurde die Kreischaussee Vogelsang - Döllnkrug erbaut. Projektiert war dieselbe anfänglich von Döllnkrug über Groß Dölln, Kurtschlag, durch die Steinberge über Blockhaus, Wesendorf nach Zehdenick. Da zur Zeit bei Blockhaus ungarisches Wild ausgesetzt war, gab das Hofjagdamt nicht seine Zustimmung. Darauf beantragte der Landrat Templin den Ausbau der Strecke Döllnkrug über Groß Väter, Kolonie Kleindölln, Kurtschlag bis an die Templin - Zehdenicker Chaussee, so dass Dölln wiederum im Sande stecken blieb. Hiergegen erhob der damalige Gemeindevorsteher Schönfeld argen Protest. Er ließ Skizzen anfertigen, Wege die hierfür in Frage kamen auf ihre Entfernungen messen, und wies so nach, dass über Klein Dölln, Groß Dölln, Döllnkrug die nächste Entfernung war. So gelang es ihm endlich, die meisten Stimmen im Kreistag auf sich zu vereinigen und den Chausseebau durch unseren Ort zu erlangen. Der Bau wurde 1893 fertiggestellt, und die Döllner waren beglückt, ihren sandigen Weg durch eine schöne Chaussee ersetzt zu haben. Nicht nur der Vorteil beim Fahren und Karren auf diesem Wege wurde uns zuteil, sondern eine Überraschung, die uns die Kauf- und Fuhrherrn Kotelmann, Zehdenick und Pastorino, Groß Dölln bereiteten. Sie vereinigten sich und richteten einen Omnibusverkehr ein, der folgendermaßen aussah:

ab Groß Dölln      an Zehdenick

         5,30                            7,30

       17,30                          19,30                                                                                                                                         

ab  Zehdenick       an Groß Dölln

         9,30                            11,30

       20,30                             22,30

Dieser Verkehr erhielt nun auch die Postbeförderung und war danach auch finanziell gesichert. Die Karriolpostverbindung über Kappe wurde somit 1893 aufgehoben.

1894/95 wurden sämtliche Förstereien des Hofjagdreviers mit Fernsprechern ausgestattet, um den Oberförstereien den jeweiligen Wildstand zu melden. Hierdurch erhielt die Postagentur folgende Förstereien als Telegraphenhilfsstellen zugewiesen: Kurtschlag, Grunewald, Dusterlake, Kleinväter und Lotzin.

1896 wurde das Fleischbeschaugesetz eingeführt und der Kaufmann Emil Pastorino zum Fleischbeschauer ausgebildet, nachdem er vor mehreren Jahren die Trichinenschau von seinem Vater übernommen hatte. Ihm wurden sämtliche Orte der Amtsbezirke Reiersdorf und Dargersdorf zugeteilt. Da die Schlächtermeister viel Vieh schlachteten und nach Berlin brachten, hatte Herr Pastorino hierdurch eine gute Einnahmequelle.

1897 richtete der Kreis Templin hierselbst eine Nebenstelle der 



Kreissparkasse ein, die auf Vorschlag des Gemeindevorstehers dem Kaufmann Seiler, Hermann übertragen wurde. Bis zu seinem Tode verwaltete er sie treulich, dann wurde sie dem Kaufmann Pastorino übertragen. Durch diese Maßnahme wurde der Döllner Bevölkerung das Sparen, oder besser gesagt die Einzahlungen und Abhebungen der Spargelder wesentlich erleichtert.

1898 wurden in dem Hofjagdamt zur bequemeren Holzabfuhr Waldbahnen gebaut. Zur Ausführung dieses Vorhabens war eine Kompanie Eisenbahner nach Döllnkrug kommandiert, die dort längere Zeit beschäftigt war. Nachdem diese Waldbahn fertiggestellt und in Betrieb genommen war, wurde die Flößerei in Dölln eingestellt.

1898/1900 brachte uns wieder einen Schritt der Bahn näher. Der Kreis Niederbarnim war bemüht, vereint mit dem Kreis Templin eine Kreisbahn von Rosenthal bis Groß Schönebeck und weiter über Groß Dölln nach Templin zu erbauen. Wieder war es das Hofjagdamt, das dieser von uns freudig begrüßten Verkehrseinrichtung hindernd im Wege stand. Da von der "grünen Farbe" der Standpunkt vertreten wurde, das Wild scheute und könnte auch leicht überfahren werden. Sämtliche Eingaben blieben erfolglos, und mussten wir mit bitterbösem Gesicht zusehen, wie die Bahn nur bis Groß Schönebeck gebaut wurde. Immerhin war es nun für uns der nächste Bahnhof, und wurde er auch am meisgten benutzt.

1902 gelang es unserem Pfarrer Maune nach langen Bemühungen, 

unserem Kirchturm eine Turmuhr zuzuführen. Da die meisten Ortseinwohner daran interessiert waren, gaben sie für die Sammlung hierfür freudig und reichlich, so dass das Kaufgeld bald zur Stelle war. 

1908 wurde hierselbst eine Forsthilfskasse errichtet. Sie war für Einzahlungen von Holzkaufgeldern, Pachten, Mieten, Beerenzettelbeträgen und dergleichen sowie zur Abhebung von Beamtengehältern und Forstlöhnen bestimmt. Ihre Tätigkeit erstreckte sich auf die Förstereien Lotzin, Klein Dölln, Rehluch, Kurtschlag, Dusterlake, Groß Väter, Ringofen, Vietmannsdorf, Döllnkrug und Gollin. Forsterheber war der Postagent Friedrich Schönfeld jun., und hatte er die Abrechnungen zu tätigen mit den Forstkassen Joachimsthal und Zehdenick, für welche auch die Kassenbestände gesondert zu halten waren. Eine große Arbeit war hiermit verbunden, die ein sogenanntes "Trinkgeld" einbrachten.

Am 1. Mai 1909 verstarb der seit 1880 amtierende Gemeindevorsteher und Standesbeamte Friedrich Schönfeld sen. Seit 1874 war er auch Postagent, und hat er sich durch seine langjährige Wirksamkeit im öffentlichen Leben nicht nur das Vertrauen seiner Gemeinde, sondern das der nächsten Umgebung erworben. Von der Verehrung zeugten der unübersehbare Trauerzug, der ihn zur letzten Ruhe begleitete, sowie die vielen Blumen- und Kranzspenden. Zum Nachfolger des Gemeindevorstehers wurde, da sich die Gemeindeverordneten über die Wahl nicht einig wurden, der Mühlenbesitzer Karl Wilde kommissarisch eingesetzt. Zum 



Standesbeamten wurde der Sohn, Friedrich Schönfeld jun., ernannt.

1910 übersiedelte unser langjähriger Pfarrer und Kreisschulinspektor Maune nach Templin, wo er dann auch starb und unter großer Beteiligung Döllner Kirchgänger zur letzten Ruhe bestattet wurde. Sein lange erstrebtes und gut vorbereitetes Pfarrhaus sollte er jedoch nicht mehr erleben. Es wurde 1911/1912 erbaut. Der Bautechniker Michel wurde mit der Leitung des Baues beauftragt. Im neuen Pfarrhaus wurde auch ein Konfirmandensaal eingerichtet.

1913 wurde vom Reichspostamt eine Postversorgunganstalt ins Leben gerufen, welche den Angestellten der Deutschen Post nach ihrer Dienstunfähigkeit neben der Angestelltenrente eine Zusatzrente und somit einen sorgenlosen Lebensabend sichern sollte. Leider wurde dieses hoffnungsvolle Werk, wie so vieles andere, durch die Niederlage des Reiches vernichtet, und sind auch alle Beiträge der Angestellten ohne Vergünstigung dahin.

1914/1918 tobte der Erste Weltkrieg, zu welchem am 1. August die Mobilmachung erfolgte. Schwere Opfer an Gut und Blut forderte dieses grauenhafte Morden. Groß war stets die Trauer, wenn Todesnachrichten oder Vermisstenanzeigen in unser Dorf kamen. Manche Familien wurden durch zwei oder drei Opfer heimgesucht, und war der Schmerz unermesslich.

Auch unsere Kirchenglocken mussten der Kriegsindustrie zugeführt werden. Jeder atmete auf, als die Waffen dann ruhten. Zum ehrenden Gedenken unserer gefallenen Männer und Söhne wurde neben der 

Friedenseiche von 1870 ein Kriegerdenkmal errichtet. Die Finanzierung wurde durch freiwillige Spenden unserer Ortsbevölkerung ermöglicht.

Dölln bekam in dieser Zeit auch elektrische Kraft- und Lichtanlage. Die Montage führte Herr Weinert durch. 

Die Einführung zweier Kraftpostlinien 1919 wurde von den Ortseinwohnern freudig begrüßt. Gaben sie doch gute Fahrtmöglichkeiten nach Zehdenick und Groß Schönebeck. Die erste Verbindung nach Zehdenick ging um 6.30 Uhr ab Groß Dölln und traf hier um 11.00 Uhr wieder ein. Hieran schloss sich um 11.20 eine Fahrt nach Groß Schönebeck über Döllnkrug an und bot sich so gute Fahrgelegenheit für die Bewohner aus Groß Väter, Bebersee und sogar Gollin. Die Rückfahrt von Groß Schönebeck erfolgte um 16.00 Uhr. Nach kurzer Rast begann um 17.00 Uhr die zweite Fahrt nach Zehdenick, deren Rückkehr um 23.00 Uhr planmäßig zu erwarten war. Diese Verbindungen dienten nicht nur dem Post- und Personenverkehr, sondern darüber hinaus auch in beschränktem Maße dem Güterverkehr.

1920 war es den Bemühungen von Pfarrer Meyer und dem Bürgermeister gelungen, eine Schwesternstation einzurichten. Zunächst wurde sie im oberen Stockwerk des Pfarrhauses eingerichtet. Die Gemeindeschwester bekam die Betreuung der Kranken unseres Ortes, Groß Väter, Bebersee, sämtliche dazu gehörenden Förstereien, Kurtschlag und Grunewald. Nach mehreren 



Jahren bekam Kurtschlag selbst eine Schwesternstation und wurde der Bezirk durch Abtrennung der Orte Kurtschlag und Grunewald wesentlich verkleinert. Immerhin noch eine ziemliche Arbeitsleistung für eine Schwester zu Fuß. Die direkte Unterhaltung der Schwesternstation erfolgte vom Mutterhaus des Landespflegeverbandes, jedoch mussten diesem staatliche Gelder zugeführt werden. Um dieses zu erreichen, wurde von Pfarrer Meyer ein evangelischer Frauenverein gegründet . Die Mitglieder wurden zu monatlichen Beiträgen verpflichtet, und schlossen sich die meisten Frauen im Hinblick auf das gute Werk an. Durch Versetzung der Gemeindeschwester und durch die Inflation, die sich im Jahre 1921 schon wesentlich bemerkbar machte, und die Beiträge mit der Geldentwertung nicht gleichen Schritt halten konnten, ruhte die Station einige Jahre. Die Geldentwertung nahm nach und nach immer größere Formen an und vergrößerte sich zuletzt bis ins Unendliche. So erreichte der Kurswert des Geldes durch die fieberhaft in Gang gesetzte Reichsnotenpresse zunächst das Zehnfache, dann Hundertfache bis eine Billion, die 1923 dann Schluss machte und uns 1923 für eine Billion eine Rentenmark (1 RM) ersetzte. Diese Rentenmark wurde auf den Besitz, Grund und Boden aufgebaut, und bekam jeder Besitzer dies durch Auferlegung von Renten- und Hauszinssteuern fühlbar zu spüren. Immerhin war aber doch die dauernde Kurssenkung mit der Stabilisierung der RM überwunden. Jeder war natürlich verarmt, und konnte sich nur nach und nach bei äußerster Strebsamkeit etwas ersparen. Die Inflation 

war die Zeit der bittersten Not, welcher die Zeit der Arbeitslosigkeit und Obdachlosenfürsorge folgten. Menschen, die beim besten Willen keine Arbeit bekommen konnten, mussten wöchentlich nach dem Arbeitsamt Zehdenick zur Abstempelung ihrer eigens hierfür erhaltenen Arbeitskarte. An Arbeitslosenunterstützung erhielten Ledige 6 RM, Ehegatten 8 RM, solche mit einem Kind 10 RM, und so staffelte es sich bei jedem weiteren Kind um 2 RM. Dieser arge Zustand bestand bis 1933. Noch größer war die Not der Obdachlosen. Anfänglich, wenn sich abends welche meldeten, wurden sie im Stall untergebracht und ein wenig verpflegt. Als aber dieses überhand nahm, wurde ein Zimmer im Gemeindehaus freigemacht und als Unterkunftsraum für die Obdachlosen zur Verfügung gestellt. Hierdurch war den Ärmsten doch eine menschenwürdige Unterkunft geschaffen, und fühlten sie sich bei erwärmtem Ofen auf dem Strohlager doch schon wohler. Doch dieser Zustand erwies sich bald als feuergefährlich und wurden Drahtmatratzen eingebaut, um evtl. Feuersgefahr zu verhüten. So kamen fast allabendlich mehrere, ja manchmal 10 bis 20 Personen ins Bürgermeisteramt, die um Obdach und Verpflegung nachsuchten. Hier bekamen sie einen Aufnahmeschein nach erfolgter Registrierung und begaben sich damit zum Gemeindediener Lindow, welcher sie in den Obdachlosenraum einwies und verpflegte und sie am nächsten Morgen entließ. Die Kosten für die Verpflegung mussten im Gemeindehaushalt genehmigt und von der Gemeinde getragen werden.



Ein Glück für die Gemeinde, dass 1922/23 die Kreischaussee von Groß Schönebeck nach Groß Dölln erbaut wurde, da sie als Notstandsarbeit doch vielen hiesigen Leuten zeitweilig Arbeit gab, und unsere Gemeindelasten dadurch verminderte.

Als 1933 Adolf Hitler an die Regierung kam, hörte nach und nach die Arbeitslosen- und Obdachlosigkeit auf. Durch den Bau der Reichsautobahnen und vieler anderer Dinge, von denen die meisten nichts wussten, wurden viele Arbeiter benötigt, und es schien wieder Wohlstand einzuziehen.

Unsere Schorfheide wurde dem Reichsmarschall Hermann Göring als Stiftung übergeben. Sie wurde als Naturschutzgebiet erklärt und sämtliche Wege gesperrt. Dieses verdross die Bevölkerung doch sehr und beschlossen die Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden dagegen zu protestieren. Protestschriften wurden an alle Ministerien gesandt, doch danach kam der Forstmeister aus Groß Schönebeck, um die Streitfrage zu regeln. Trotz langwierigen Verhandlungen war eine Einigung nicht zu erzielen, und so wurde der Bürgermeister Schönfeld eines Tages telefonisch ins Ministerium gerufen. Daselbst vom Staatsrat Körner empfangen, wurde ihm so quasi das Wort abgeschnitten. Die sorgfältig angefertigten Skizzen wurden nicht eingesehen, und erklärt, dass der vom Ministerium gefasste Plan in keiner Weise eine Änderung erfuhr. Gleich Null war also der ganze Versuch, die Wegesperre wieder aufzuheben. In nächster Nähe Döllns entstanden Bauten für die Minister, am Kleinen Döllnsee, am Großen Döllnsee, und zwischen ihm und dem Wuckersee "Karinhall". 

Erhöhter Wert wurde auf den Feuerschutz gelegt, und da bei einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr unsere Wehr die erste war, bekam sie von der Stiftung eine fahrbare Motorspritze und war nun allen mittleren Orten voraus. Selbstverständlich musste nun auch ein dazu erforderliches Gerätehaus vorhanden sein, und wurde es von der hiesigen Gemeinde auch erbaut.

In Groß Dölln und Groß Väter herrschte im Sommer ein reger Betrieb, den die Berliner "Sommerfrischler" hervorriefen. Die gute "Döllner 

Luft" schien ihnen allen gut zu bekommen. Dies ließ dann mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nach.

1939 am 1. September begann dieses furchtbare Ringen, nachdem der Erste Weltkrieg noch nicht einmal richtig überwunden war. Wieder mussten die Männer, Söhne und Väter zu den Fahnen eilen, und wieviel Angehörige kehrten nie wieder.

Unbeschreibliche Arbeit war mit dem Posten des Bürgermeisters verknüpft. Da sollten Wehrstammblätter geführt werden. Lebensmittelkarten ausgegeben und abgerechnet werden. Die aufgeklebten Marken der Kaufleute und Bäcker nachgeprüft und Bezugsscheine hierüber ausgefertigt werden. Für jede Kleinigkeit der Textilien und Industriewaren Bezugsscheine beim Landratsamt beantragt und befürwortet werden. Der Luftschutz in die Wege geleitet werden. Hierbei half der Lehrer Neese sehr. Nach den ersten Bombenangriffe auf Berlin wurden Frauen und Kinder Berlins evakuiert. Auch für diese mussten Räume zur Verfügung gestellt werden. Bis zum Schluss dann auch das Flüchtlingselend begann, und zuerst die Wolhyniendeutschen, dann die Menschen aus dem Posener Gebiet, dann Schlesier, Ostpreußen, Pommern und Menschen aus der Neumark kamen. Jeder Raum war besetzt, und der Strom der Flüchtlinge nahm kein Ende. Tag und Nacht fanden wir keine Ruhe. Hinzu kam, dass Friedrich Schönfeld mit der Verwaltung des Zweigpostamtes viel Arbeit hatte. Die Feldpost, Auszahlungen der Renten- und Familienunterstützungen. Zwei Feldposteinheiten der Karinhall-Soldaten holten hier ebenfalls die Post ab. Inzwischen waren 4 Postzusteller eingestellt. Mit jedem erfolgte die Abrechnung. Das Standesamt brachte ebenfalls unendliche Arbeit mit dem Ariernachweis. Es verging wohl kein Tag, an dem nicht 6 oder 10 Urkunden geschrieben wurden. Bei Kriegstrauungen waren allein sehr viele Unterlagen nötig. Gewaltig war die Arbeit, die geleistet wurde, bis der Räumungsbefehl, der am 26. April 1945 vom Amtsvorsteher Hitzke erfolgte, dem Schaffen für das Wohl der Gemeinde Herrn Schönfeld ein Ende setzte.