Fotos: Manfred Lentz

Panne bei Erdgasförderung

Gift im Grundwasser?

Manfred Lentz / 25. März 2019

In den letzten Tagen hat es zwei Pressemeldungen zum Thema Gasbohren gegeben, die vermutlich kaum jemand zur Kenntnis genommen hat. Sie stammen aus Niedersachsen und wurden veröffentlicht von dem für die Förderung von Erdgas zuständigen Landesamt, einer staatlichen Behörde. Worum geht es? Bei zwei Bohrungen nahe der holländischen Grenze ist es in Tiefen zwischen etwa 150 und 800 Metern als Folge von Korrosionen an Rohren "möglicherweise" zu  Leckagen gekommen. Heißt auf Deutsch: Rohre sind nicht mehr dicht, mit der Folge, dass "möglicherweise" eine giftige Brühe (Lagerstättenwasser ist der offizielle Begriff) in das umgebende Erdreich ausgetreten ist und es  zu Gifteinträgen in umliegende Oberflächengewässer und oberflächennahes Grundwasser gekommen ist. Was noch nicht feststeht, aber da die Behörden Experten beauftragt haben, das zu untersuchen, heißt das nichts anderes, als dass sie die Einbringung von Gift als eine ganz reale Möglichkeit ansehen. Oder um es im Klartext zu sagen (und ich muss immer wieder das Wort "möglich" benutzen, weil gegenwärtig noch nichts feststeht, es andererseits aber eben durchaus möglich ist): Möglicherweise ausgetretenes Gift aus zwei Erdgasförderungen hat womöglich das Oberflächen- und/oder das Grundwasser in der Umgebung vergiftet. Welche Substanzen sich in dem konkreten Fall in dem ausgetretenen Wasser befunden haben, weiß nur die Firma, die die Förderanlage betreibt. Üblicherweise im Lagerstättenwasser enthalten sind u.a. Schwermetalle wie Blei, Arsen und Quecksilber, radioaktive Stoffe sowie Benzol - alles Substanzen, die in der Lage sind, schwere und schwerste Krankheiten zu verursachen. Und was das Grundwasser anbelangt: Das befindet sich nicht in säuberlich abgeschotteten Arealen unter der Erde, ganz im Gegenteil: Grundwasser ist "unterirdisches Wasser, das die Hohlräume der Erdrinde zusammenhängend ausfüllt". Das "zusammenhängend" ist der springende Punkt, wodurch die Verteilung der Gifte eine ideale Voraussetzung hätte. Und dass wir aus Grundwasser unser Trinkwasser gewinnen, dürfte bekannt sein.

 

Hier könnt Ihr die Pressemeldungen im Original nachlesen:     Meldung vom 15.3.2019     Meldung vom 22.3.2019

 

Die geschilderten Zwischenfälle wurden gemeldet vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Niedersachsen (dieses Bundesland steht bei der Förderung von Erdgas in Deutschland an erster Stelle). Es sind nicht die einzigen Zwischenfälle, die es gegeben hat. Wer mehr erfahren will, der gehe auf die Seite des Landesamtes und gebe in die Suchmaske Suchbegriffe ein. Ich habe es mit "Lagerstättenwasser", "Leck" und "Erdbeben" probiert - und was ich gefunden habe, war höchst interessant!

11. März 2019   Runder Tisch (Zehdenicker Stadtverordnete)

Fotos: Manfred Lentz

Alles im Griff! Alles im Griff?

Manfred Lentz / 9. März 2019

Im Zusammenhang mit der beabsichtigten Erdgasförderung hat die Firma Jasper Resources immer wieder betont, alles sei unter Kontrolle, die Risiken für die Umwelt und die Bevölkerung seien "äußerst gering" (*), das Bohren nach Erdgas mithin kein Problem. Besonders die Templiner haben sich von solchen Beschwichtigungen bekanntlich nicht überzeugen lassen. Sie machen sich Sorgen, dass bei dem Bohren nach Erdgas giftige Substanzen in eine zu durchquerende Grundwasserschicht eindringen könnten - eine Horrorvorstellung für eine Stadt, die sich "Kur & Gesundheit für die ganze Familie" auf die Fahnen geschrieben hat.

Nun mag das Bohren ja vielleicht eine sichere Sache sein, wenn alles nach Plan läuft. Aber was, wenn etwas eintritt, womit niemand, wirklich niemand gerechnet hat? Unter der Überschrift"Die Geothermie-Katastrophe in Staufen. Eine Stadt in Bewegung" erschien in der Stuttgarter Zeitung vor zwei Jahren ein Artikel, der sich mit genau diesem Thema befasste. Staufen, das sei zur Orientierung gesagt, ist eine 7.500-Einwohner-Stadt in der Nähe von Freiburg. Nun ist Geothermie, also Erdwärme, etwas ganz anderes als Erdgas, keine Frage. Allerdings haben beide eines gemein: Man bohrt Löcher in die Erde, um etwas herauszuholen - dort die Wärme, hier das Gas -, und dabei stößt man durch eine mehr oder weniger große Zahl unterschiedlicher Gesteinsschichten, die im Laufe von Jahrmillionen entstanden sind. Und da niemand allwissend ist, und die Natur sich nun mal nicht nach Handbüchern richtet, kann es bei diesem Bohren zu Überraschungen kommen. In Staufen stand ein geradezu vorbildlicher, nämlich um eine saubere Umwelt bemühter Plan Pate für die Bohrung, und zwar die Idee, das alten Rathaus aus dem 16. Jahrhundert mit Wärme aus der Tiefe zu beheizen. Im Jahr 2007 begann man mit den dafür notwendigen Bohrungen, allerdings hätte man das besser gelassen. Die Bohrleute durchstießen eine Grundwasserschicht, aus der das Wasser nur so hervorschoss. Dummerweise aufwärts in eine Schicht aus Anhydrit, einem Mineral, das sich durch das hereinströmende Wasser in Gips zu verwandeln begann und dabei aufquoll wie ein riesiger Hefeteig. Da der dadurch entstandene Druck aufgrund der geologischen Bedingungen nicht nach unten abgeleitet werden konnte, wurde er das eben nach oben - genau dorthin also, wo das Rathaus stand, um dessen Beheizung es ging. Die Folge: Das Gebäude fing an sich zu heben. Risse traten auf, tragende Balken mussten neu verankert und Stützelemente eingebaut werden, doch alles Bemühen half nichts, das Rathaus geriet immer weiter aus den Fugen. Und nicht nur das Rathaus. Betroffen sind inzwischen mehrere hundert Häuser, wobei die höchste Bodenanhebung sich auf 60 Zentimeter belief und es außerdem noch zu einer seitlichen Versetzung von bis zu 40 Zentimetern kam. Wie Häuser als Folge solch massiver Verschiebungen aussehen, kann man sich leicht vorstellen, ebenso wie die Reaktionen von deren Bewohnern. Inzwischen mussten einige Häuser bereits abgerissen werden, bei anderen werden die aufgetretenen Risse und sonstigen Schäden permanent kontrolliert. Die jährliche Hebung hat sich inzwischen zwar abgeschwächt, allerdings wird es nach Ansicht von Fachleuten noch Jahrzehnte dauern, bis der "Heferteig" unter dem Stadtzentrum zur Ruhe kommt. Währenddessen bröckelt und bröselt es munter vor sich hin, es wird weiter gestützt und gesichert und immer wieder millimetergenau überprüft, wie welche Risse sich in welcher Zeitspanne vergrößert haben und wo neue entstanden sind. Die bisherigen Kosten: mehr als 50 Millionen Euro, von denen ein nicht unerheblicher Anteil die Kasse des kleinen Städtchens belastet. 

Aber, so wird jetzt vermutlich der eine oder andere Leser dieser Geschichte einwenden, in Staufen ging es doch um Erdwärme, bei uns gehe es dagegen um Gas, und außerdem seien die geologischen Strukturen ganz andere. Womit er natürlich recht hat, nur ist das in diesem Fall nicht der springende Punkt. Wenn ich die Geschichte erzähle, dann geht es mir um das Prinzip, und das Prinzip ist das gleiche. Hätten die Staufener vor dem Bohren ihre Fachleute gefragt, ob etwas schief gehen könne, so hätten diese zweifellos - sie waren ja Fachleute! - je nach Temperament nachsichtig oder mitleidsvoll über die unwissenden Laien die Köpfe geschüttelt und hätten ihnen die gleichen Antworten gegeben, die wir gegenwärtig von Jasper hören: alles unter Kontrolle, schon tausend Mal gemacht, was sollte denn da schon passieren. Ach ja?!

 

(*) "äußerst gering" heißt, dass es eben doch Risiken gibt. Eine interessante Formulierung, die ich vor kurzem von der Jasper-Webseite abgeschrieben habe und nun für meinen aktuellen Beitrag noch einmal überprüfen wollte. Schließlich wollen wir über Jasper ja nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit berichten. Bei dieser Gelegenheit habe ich diese Formulierung nicht mehr gefunden. Was daran liegen mag, dass ich sie bei den vielen Texten übersehen habe, vielleicht aber auch daran, dass - so nicht nur mein eigener Eindruck - Jasper seine Webseite seit einigen Wochen häufig verändert. Warum eigentlich?

2. Versammlung gegen das Gasbohren in der Therme Templin 28. Februar 2019

 

Manfred Lentz / 1. März 2019

 

Bernd Ebeling war beeindruckt: So viele Menschen seien noch nie zu seinen Vorträgen gekommen, erklärte der Ingenieur für Wasserwirtschaft aus Salzwedel in der Altmark, der an diesem Tag extra nach Templin gekommen war, um den wissbegierigen Gasbohr-Gegnern vertiefende Kenntnisse über das Bohren zu vermitteln. Die Zahl der Sitzenden, Stehenden und auf dem Fußboden Lagernden im großen Saal der Templiner Therme war denn auch in der Tat sehr eindrucksvoll, mehr als 500 Menschen aus Templin, Zehdenick und Gransee sowie den umliegenden Dörfern, die am Abend des 28. Februar ganze zwei Stunden lang andächtig ausharrten, um sich gasbohrmäßig noch fitter zu machen. Dass Jasper Resources ebenfalls anwesend war (wenn diese Information stimmt), eine schweigende, aber aufmerksam zuhörende sympathisch wirkende Dame, war naheliegend, und sollte auch sie in den zwei Stunden etwas dazugelernt haben, so wäre der Abend auch in dieser Hinsicht ein Erfolg gewesen. Wenn nicht - für die übrigen Anwesenden schien er es auf jeden Fall gewesen zu sein. Stellt man noch den zu erwartenden Multiplikatoreffekt in Rechnung, so dürfte als Folge dieses zweiten Treffens in Templin gewiss eine Menge weiteres Wissen in die Köpfe von zahlreichen Menschen gelangt sein. Alles in allem ein sehr guter Erfolg!

 

Was der Ingenieur aus Salzwedel im Rahmen seines Vortrags erzählte, war teils bereits bekannt - schließlich haben wir uns alle in den vergangenen Wochen schon ein Stück weit in die Materie eingearbeitet -, teils aber war es neu, insbesondere was viele Details des Gasbohrens anbelangt. Berichtet von einem Mann aus der Praxis, der neben seiner fachlichen Kompetenz jahrelange Erfahrungen im Umgang mit Gaskonzernen besitzt und mit den zuständigen Behörden. Und was er davon anhand vieler Beispiele zu erzählen wusste, sah in der Summe recht gruselig aus. Einmal abgesehen von allen Argumenten, die gegen das bei uns geplante spezifische Gasbohren sprechen - das Problem mit dem Bohren ganz allgemein ist allem Anschein nach weniger die Theorie. Die genauen Abläufe des Verfahrens scheinen recht gut verstanden, und das Ganze vom Gesetzgeber auch recht gut abgesichert zu sein. D.h. würde alles so laufen, wie es auf dem Papier steht, wäre das Gasbohren vielleicht nicht einmal ein Riesenproblem. Nur ist die Wirklichkeit leider etwas anderes als das geduldige Papier, schert sich die Praxis nicht unbedingt um die Theorie. Mit der Folge, dass das Bohren für die Menschen in den betroffenen Regionen in der Vergangenheit oftmals zu einer schweren Belastung geworden ist, und dass es für uns in der Zukunft zu einer großen Gefahr werden könnte. Zwei Problembereiche gibt es, aufgrund derer bei uns allen Alarmglocken läuten müssen. Da sind zum einen die Pannen. Was auf dem Papier so perfekt klingt, geht von papiernen Menschen und Materialien aus, nur gibt es die in der Wirklichkeit nicht. Menschen sind aus Fleisch und Blut und damit für Fehler und Irrtümer anfällig, und dass auch noch so gut konstruierte Maschinen Probleme verursachen können, weiß jeder Autobesitzer. Doch während diese Defekte und die meisten Fehler von Menschen zwar ärgerlich sind, so sind sie in aller Regel nicht wirklich dramatisch, nicht existenziell. Im Fall des Gasbohrens jedoch ist das ganz anders, was einfach an den Materialien liegt, mit denen hier hantiert wird. Die Chemikalien, die für jede erfolgreiche Bohrung gebraucht werden, sind ebenso wie die anschließend mit dem Gas nach oben beförderten Substanzen - u.a. Quecksilber, Benzol und radioaktive Stoffe - keine Kuschel-Substanzen, sondern meistenteils Gifte, die - wenn sie an den falschen Ort gelangen - bei den Menschen in der Umgebung Krankheiten verursachen und im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben können. Welche Krankheiten das sind, hat Bernd Ebeling im einzelnen beschrieben, vor allem aber der im Anschluss an dessen Ausführungen auftretende zweite Vortragende des Abends, Prof. Dr. Bergmann, ein Mediziner aus Templin, der an der Berliner Charité tätig ist und zahlreiche Details zu den einschlägigen Erkrankungen beizutragen wusste - von Asthma unterschiedlicher Schwere über Herz- und Kreislauferkrankungen bis zu Frühgeburten und Krebs.  

 

Pannen, so hatte ich sinngemäß geschrieben, sind allen guten gesetzliche Regelungen und technischen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz nicht auszuschließen, und so ist die Reihe der aufgetretenen Pannen über die Jahre und die Regionen hinweg denn auch ganz erheblich. Da war von Benzol im Grundwasser die Rede, von Quecksilber in einem Fischgewässer - in einer schier unfassbaren Dimension -, da ging es um einfache PE-Rohre, wie wir sie vom Baumarkt kennen, durch die jahrelang übelste giftige Substanzen geleitet wurden, da war die Sprache von Lecks in Auffangbehältern für belastete Stoffe, von Rissen in Pipelines und - Achtung, Sammler! - kontaminierten Pilzen im Umkreis von Förderstätten und von vielem anderen mehr. Wer Genaueres über solche Pannen erfahren will, kann das sehr ausführlich nachlesen auf der sehr gut gemachten Info-Seite der Bürgerinitiative Langwedel, die für den Bereich Niedersachsen Informationen zum Gasbohren ganz allgemein sowie - in unserem Zusammenhang interessant - auch speziell zu den Pannen zusammengetragen hat. Eine lange Liste, die einen das Gruseln lehren kann! So wie auch viele Einzelheiten des Gasbohrens, auf die Bernd Ebeling eingegangen ist, darunter zahlreiche Fälle aus der Vergangenheit, über die wir heute nur ungläubig den Kopf schütteln können, dass es so etwas überhaupt gegeben hat. Weshalb von staatlicher Seite in der Folge strengere Regeln eingeführt wurden. Nur - wenn damals so viel schief ging, wovon wir heute wissen, dass es zum Teil extrem gefährlich war und trotzdem erst nach vielen Jahren verboten wurde, dann ist die Frage doch mehr als berechtigt, welche Diskussionen wir in der Zukunft über unsere Gegenwart führen werden. Wenn wieder einmal etwas abgestellt werden wird, was uns heute allerdings ganz aktuell bedrohen könnte, womit wir heute leben müssten, würden die Pläne von Jasper Resources in unserer Region umgesetzt werden. Aber selbst dann, wenn die Regeln noch strenger würden - gegen den Faktor Mensch werden sie nie ankommen, und hundertprozentige Sicherheit beim Material wird es auch niemals geben. Ob wir es wollten oder nicht - wir müssen mit Murphys Gesetz leben, wonach alles, was schief gehen kann, auch irgendwann schief gehen wird. Die Vergangenheit der Gasförderung hat das gezeigt und die Zukunft würde es zeigen, mit all den Folgen, die die beiden Vortragenden des Abends so anschaulich geschildert haben.

 

Doch es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, der das Bohren zu einer gefährlichen Angelegenheit macht, und das ist das Verhalten unserer Behörden. Dass sie für die Menschen zuständig sein sollen, steht im Gesetz. Nur wie Bernd Ebeling anhand vieler Beispiele gezeigt hat, wie man es auf zahlreichen Seiten im Internet nachlesen kann und wie jeder von uns weiß - so verhalten sich die Behörden nur allzu oft nicht. Und wenn ich auf unsere eigene, bisher erst sehr kurze Erfahrung mit den zuständigen Behörden schaue, so habe ich auch nicht den Eindruck, dass sie in jedem Fall die engagiertesten Anwälte von uns Bürgern sind. Wo Abwägungen von Interessen möglich sind, da haben Gaskonzerne - so scheint mir - es wesentlich leichter als wir ganz "normalen" Bürger, mögen wir auch noch so gute Gründe für unseren Widerstand gegen die Gasbohrer ins Feld führen. Und hat sich mit solchen Einschätzungen erst einmal Misstrauen in die Beziehungen zwischen Behörden und  Bürger geschlichen, dann wird der Umgang miteinander nicht gerade leichter. Der Umgang nicht bei irgendeinem Thema, sondern bei einem, das für ganz viele Menschen momentan äußerst wichtig ist. (Menschen, das sei mal am Rande gesagt, die mit ihrer Zeit und Energie im übrigen auch etwas anderes anzufangen wüssten, als sich auf Versammlungen die Köpfe heiß zu reden, sich Gedanken über irgendwelche Flyer zu machen oder sich Stunden über Stunden in Gesetzestexte einzulesen. Und was mich persönlich betrifft - ich würde auch lieber etwas anderes machen, als schon wieder über das leidige Thema zu schreiben.) 

 

Ein Konglomerat aus menschlicher und technischer Unvollkommenheit und aus Behörden, bei denen man Zweifel hat, auf wessen Seite sie stehen ... Dass die Gasindustrie in einer solchen Situation wirksame Lobbyarbeit leisten kann, hat sie überall und immer wieder gezeigt. Dass wir als Bevölkerung dem allerdings etwas entgegenzusetzen haben, das haben wir wiederholt und auch bei der Versammlung in der Therme ein weiteres Mal bewiesen. Die anschließend nach Hause gingen, waren meinem Eindruck zufolge aufgrund des Gehörten noch entschiedener gegen Jaspers Gaspläne als zuvor, weshalb dieser Abend eben ein voller Erfolg war. Dass neben allem Ernsthaften auch ein wenig Lockerheit in den Saal kam und sich auf den besorgten Gesichtern wieder ein freudiger Ausdruck zeigte, war Kalle aus Kurtschlag zu verdanken, der unsere Versammlung mit einem selbstgetexteten, mit eigener Gitarrenbegleitung vorgetragenen Lied sehr schön bereichert hat. Viel Beifall gab es für seinen Auftritt, viel Beifall aber auch, als Ulrike Werner, die Ortsvorsteherin von Hammelspring, die Liste der freigiebigsten Sponsoren verlas:  von der LD Event GmbH, die uns den Saal nun schon zum zweiten Mal kostenlos zur Verfügung gestellt hat ebenso wie Bernd Bobermin die notwendige Tontechnik, über das Kurstadt-Journal für eine große Anzeige unserer heutigen Veranstaltung, die Firma Rieck für Beschriftungen und neue große Banner "Gegen Gasbohren", die Firma Friedrich für den kostenlosen Beamer für diesen Abend bis hin zum Autohaus Zemanek aus Zehdenick und Templin, das sich mit einem nennenswerten Beitrag für unser Ziel engagiert - ebenso wie der ungenannt bleiben wollende Spender, der satte 5.000 Euro zu unseren Aktionen beigesteuert hat. Idealismus ist eine tolle Sache, aber mitunter ist schnöder Mammon gefragt, und in solchen Fällen stehen dankenswerter Weise die erwähnten Sponsoren bereit.

 

Ich will einen letzten Punkt erwähnen, und auch der wurde auf der Versammlung mit großem Beifall bedacht: Nach Templin hat sich nun auch Gransee als Gegner des Gasbohrens festgelegt. Für mich gehörte der Redebeitrag des Bürgermeisters aus Gransee zu den Höhepunkten des Abends. Toll, wie er sich ohne Wenn und Aber für unsere Sache ausgesprochen hat, und toll, dass er einen solch großen Rückhalt in den politischen Gremien seiner Stadt hat! Gransee ist nun also auch mit im Boot, Templin war ohnehin schon dabei, bleibt nur noch Zehdenick. Am 11. März wird es dort einen Runden Tisch geben, an dem neben den Abgeordneten der Stadt und einigen für das Thema Gasbohren kompetenen und zuständigen Personen auch Vertreter unserer Bürgerinitiative anwesend sein werden. Mein Eindruck: Nachdem die Zehdenicker Abgeordneten ebenso wie die allermeisten Bürger - wir auch - zunächst geschlafen und die Konsequenzen des Gasbohrens schlichtweg nicht erkannt haben, dürfte es nach weiterer Aufklärung und Information auch bei den noch nicht festgelegten Fraktionen eine Positionierung geben, so wie die CDU das mit ihrem Votum gegen das Bohren bereits vorexerziert hat. Sehr wichtig finde ich es, noch einmal zu betonen, dass auch die noch nicht festgelegten Zehdenicker Abgeordneten nicht unsere "Feinde" sind, so wie es sich bei dem einen oder anderen gelegentlich anhört. Sie sind unsere Nachbarn, unsere  Bekannten und Freunde, und die negativen Folgen des Bohrens würde auch ihre Gesundheit bedrohen und (aufgrund möglicher Bodenbewegungen) ihre Häuser. Weshalb ich glaube, dass wir schon bald mit einer Stimme sprechen und am 6. April bei der großen Demonstration in Zehdenick unter gemeinsamen Parolen laufen werden. Arm in Arm mit Abgeordneten und Bürgern aus Zehdenick und Templin, aus Gransee und aus allen Dörfern, gemeinsam für unser gemeinsames Ziel - das wär' doch was!

Eine "enorme Rendite"

Manfred Lentz / 23. Februar 2019

Bereits zwei Mal bin ich auf das Gespräch eingegangen, das Thomas - wie der Mitarbeiter der Firma Jasper genannt werden will - am 5. Februar mit der Gransee Zeitung geführt hat. Aber es gibt noch einen Punkt, den ich nachtragen will: "Die etwa 20 Investoren der niederländischen Jasper Resources BV", so heißt es im Text, "erhoffen sich durch ihre Beteiligung an einer möglichen Erdgasförderung im Gasfeld Zehdenick-Nord eine enorme Rendite." Und ein paar Zeilen weiter: "Wenn dann aber tatsächlich in ein paar Jahren Erdgas gefördert wird, gibt es satte Einnahmen." Eine "enorme Rendite" und "satte Einnahmen" ... Mit dem Geld, das Investoren einer Firma zur Verfügung stellen, wollen sie einen Gewinn machen, so ist das üblich in unserem Wirtschaftssystem. Doch stellt sich in jedem Fall die Frage nach der Dimension eines solchen Gewinns und danach, worauf er sich gründet. Dass weder das Jasper-"Argument" von den bei uns durch das Gasbohren entstehenden Arbeitsplätzen trägt noch das von der "großen Bedeutung", die das Erdgasprojekt "für die künftige Energieversorgung in Deutschland (haben) könnte", habe ich in meinen vorherigen Kommentaren gezeigt - und dennoch soll das Gasbohren eine "enorme Rendite"bzw. "satte Einnahmen" abwerfen? Mit diesen Formulierungen hat Thomas die Katze aus dem Sack gelassen. Dass es bei dem Jasper-Projekt um das Geld der Investoren geht und alle anderen "Argumente" nur vorgeschoben sind, war von Anfang an nicht schwer zu erkennen. Insofern hat Thomas in seinem Gespräch mit der Zeitung nichts prinzipiell Neues gesagt. Allerdings hat er mit den Begriffen "enorm" und "satt" den Stellenwert des Geldverdienenwollens dankenswerterweise ins rechte Licht gerückt. Welche Bedeutung angesichts solch großer Profite den Ängsten der Bevölkerung dann noch zukommt, kann man sich vorstellen. 

Oliver und das Gasbohren

Manfred Lentz / 17. Februar 2019

Vorab: Oliver (von dem ich nicht mehr weiß als seinen Vornamen) hat sich in unser Gästebuch eingetragen. Da dieser Eintrag u.a. auf das Thema Gasbohren eingeht und ich ein paar Sätze dazu schreiben möchte, habe ich ihn zusätzlich auf der Seite über Gasbohren eingestellt bzw. die ersten Zeilen hier auf der Startseite:

"Hallo Herr Lentz,

zu Beginn möchte ich ein großes Lob für das Geleistete und meinen Respekt für das eingebrachte Engagement übersenden. Das ist in der heutigen Zeit, in der hinter alles ein Preisschild gehängt wird, nicht selbstverständlich und zeigt für mich sehr schön, wie die Menschen in Kurtschlag und Umgebung ticken. Es geht eben auch um das Miteinander und Füreinander. Ein wirklich sehr schönes Projekt, welches von den Kurtschlägern geschätzt wird. Die Einträge aus dem Gästebuch spiegeln das auch wieder. - Die L 215 ist ein echtes Ärgernis. Hier hat kurtschlag.de mit einfallsreichen Aktionen für Aufsehen und einiges Schmunzeln gesorgt. Wohl ein Kampf gegen Windmühlen, dennoch richtig und wichtig. Danke dafür.

Nun steht das nächste Ärgernis ins Haus, wenn auch nicht ganz so überraschend, wie manchmal getan wird. Ein Erdgasvorkommen unter Zehdenick, seit DDR-Zeiten bekannt, wird erkundet. Seit 2016 gibt es in Zehdenick das Büro der Jasper Resources GmbH. Die aktuellen Arbeiten sind Teil der Explorationsphase. Niemand kann zurzeit genau sagen, welche Mengen und Güte an Gas vorhanden und abbaubar wären. Die von Jasper verbreiteten Zahlen und 'Fakten' sind auch 'nur' Annahmen. Die Berichterstattung in der Gransee Zeitung hat mich auch geärgert. So mir nichts dir nichts wird halb Deutschland aus Zehdenick mit Gas versorgt. Das ist so offensichtlicher Quatsch und als das darf es meiner Meinung nach auch dargestellt werden. An der spekulativen Zahlenjongliererei teilzunehmen führt zu nichts. Wie viele Übernachtungen angefallen sind, in Zehdenick, in Groß Dölln ... Wen interessiert es. Jasper investiert sicher nicht für die Menschen in der Region. Der Ausflug ins Reich der Fantasie mit dem klischeestrotzenden Kevin setzt dem ganzen noch die Krone auf. Computerspiele, Facebook, das Bier zum Feierabend sind alles Teufelszeug, und unter Templin öffnet sich der sprichwörtliche Schlund zur Hölle. Und bei der Rechtschreibung hat Kevin wahrscheinlich auch schon vom Tümpel im Busch gekostet. Templin hat das Risiko erkannt und sich geschlossen hinter die Bürgerinitiative gestellt. Dafür bedurfte es keiner Märchen über Kevin und Cäsar. Das Thema Erdgas wird hoch emotional diskutiert, aber doch bitte mit der Sachlichkeit, welche für dieses wichtige Thema in der Region angemessen ist. kurtschlag.de ist für mich dennoch das absolut falsche Forum dafür. Die Bürgerinitiative zu unterstützen, auf Termine, Möglichkeiten zum Engagement usw. hinzuweisen, ist sicher gern gesehen. Alles Weitere dann doch bitte mit und über die BI.

Viele Grüße"

 

Zunächst einmal, lieber Oliver, herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte zu kurtschlag.de. Dass uns solche Worte sehr freuen und gleichzeitig motivieren weiterzumachen, brauche ich wohl nicht ausdrücklich zu betonen. An dieser Stelle geht es mir aber nicht um das, was wir gemacht haben, sondern um das, was wir gerade machen, nämlich uns an der Diskussion über das Gasbohren zu beteiligen. In diesem Zusammenhang muss ich etwas richtigstellen, weil es vermutlich - nicht nur von Ihnen - missverstanden wurde bzw. wird:

 

kurtschlag.de ist nicht - wie man aufgrund des Namens vielleicht annehmen könnte - die offizielle oder "amtliche" Webseite von Kurtschlag. kurtschlag.de ist ausschließlich die Webseite von Christina Steddin und mir, Manfred Lentz. Wir haben die Seite vor etwa zwei Jahren ins Leben gerufen, weil wir der Ansicht waren, eine solche Webseite könnte für das Dorf nützlich sein und bestimmte Funktionen erfüllen, z.B. über unsere Vereine informieren, über Termine, über Veranstaltungen u.a.m. Genau das macht kurtschlag.de auch heute noch vorrangig. Jetzt gibt es allerdings seit kurzem das Thema Gasbohren, und zu diesem Thema haben wir eine Meinung. Das ist - ich betone es noch einmal - unsere Meinung und nicht die des gesamten Dorfes. Ich habe mich in mehreren Kommentaren zum Thema Gasbohren in unserer Region geäußert, weil  dieses Vorhaben meiner Ansicht nach große Gefahren für unsere noch weitgehend intakte Natur birgt und für die Gesundheit von uns allen, die wir hier leben. Aber ich habe auf kurtschlag.de nicht nur meine Meinung zum Ausdruck gebracht - wir haben die Webseite gleichzeitig als ein Podium für eine Diskussion des Themas zur Verfügung gestellt. Jeder Kurtschläger und auch andere Besucher unserer Seite haben die Möglichkeit, sich hier zum Thema zu äußern, sei er nun für das Bohren oder dagegen.

 

Ich möchte noch einen zweiten Punkt ansprechen: meinen Kevin-Artikel, der Ihnen offensichtlich missfallen hat. In diesem Artikel geht es um das Problem von Fake News im Zusammenhang mit dem Gasbohren. Natürlich hätte ich den Artikel auch völlig sachlich schreiben können. Allerdings bin ich Autor, ich habe Romane geschrieben, und ich schreibe immer noch sehr gerne Geschichten. Aus dieser Leidenschaft heraus habe ich eine Kevin-Geschichte erfunden. Eine fiktive Geschichte, aber mit einer sehr ernsten Aussage. Dass ich Kevin dabei etliche Klischees angehängt habe - ich finde, auch bei einem ernsten Thema sollte man gelegentlich einmal schmunzeln können, deshalb ist Kevin zu seinen Klischees gekommen. Ob das gelungen ist oder nicht, ist Geschmackssache. Aber ich möchte es noch einmal ausdrücklich betonen: kurtschlag.de ist meine Webseite und die von Christina Steddin, es handelt sich um keine offizielle Webseite von Kurtschlag.

 

Was heißt das für die Zukunft? Wir werden kurtschlag.de genau so fortführen wie bisher, mit Terminen, Infos über das Vereinsleben, Fotos aus Kurtschlags Vergangenheit und was uns noch so einfällt. Daneben werden wir zu einem so wichtigen Thema wie dem gegenwärtigen aber auch weiterhin unsere persönliche Meinung zum Ausdruck bringen (verbunden mit der von uns eingeräumten Podiumsfunktion für andere Positionen). Und wir werden sachliche Informationen liefern, wann immer sie notwendig und sinnvoll sind: über Veranstaltungen der Bürgerinitiative, über Termine von Demonstrationen usw. Dazu gehört auch, dass wir die Webseite der Bürgerinitiative auf unserer Startseite verlinkt haben, wo jeder Interessierte weitere Informationen zum Thema einholen kann.